Vorfreude, Angst und Hoffnung

 

Es ist früher Abend, ich habe die Tür nach draussen zum Garten und See weit geöffnet und warte gespannt auf das Ankommen des Gänseschwarms. Jeden Abend kommen sie zum Baden, ungefähr 100 aufgeregt schnatternde Rostgänse, überfallmäßig nehmen sie Anflug auf den still liegenden See und lasse sich laut gleitend, platschend auf das Wasser nieder. Das Wasser spritzt an allen Enden schillernd hoch und dieses Geräusch vermischt sich mit dem kommunikativen, grellen Geschnatter der wunderschönen Wasservögel zu einem jubilierenden, glücklichen und der Entspannung entgegegensehendem Lebensglück.

Angst habe ich vor  heute Abend, wenn die Dunkelheit sich über dem See und die benachbarten Wiesen breit macht und unwiderruflich dröhnende Schüsse durch die klare, ruhige Luft donnern werden. Meine zwei Fellnasen werden ängstlich an mein Bett kommen und ihre Köpfe hilfesuchend auf mein Laken legen. Wir werden erst gemeinsam den Atem anhalten und dann werde ich mich schnell besinnen und mit ihnen ganz beiläufig sprechen um Normalität und Ruhe auszustrahlen und sie beruhigen, so wie sich auch die ängstlich, aufgebrachte, in Todesangst befindende Vogelschar langsam wieder beruhigen wird.

Wie sehr hasse ich diese schrecklichen Vorstellungen, es ist Mitte September und die Jäger dürfen wieder schießen oder müssen, wie Sie es darstellen, der vermeidlich übergroßen Populationen wegen.

Ich warte immer noch auf den kraftvollen, lebensbejahenden Anflug des Schwarms der jetzt das leise, regelmäßige Geräusch des gerade einsetzenden Nieselregens lautstark übertönen wird. Ich liege hier bewegungslos auf meinem Bett und bin ganz ruhig und glücklich, in der Hoffnung, dass die Jäger heute unabkömmlich sind. Für morgen wünsche ich mir nicht mehr nur bewegungslos auf meinem Bett liegen zu können, – sondern vielleicht schon wieder in der Lage zu sein vom Fenster aus auf den See zu schauen und mich an der so wunderschönen Natur zu erfreuen, ohne Angst vor dröhnenden Schüssen und Bewegungslosigkeit.

Eure Elke

 

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